Am 14. Dezember 2025 ist Fahrplanwechsel. Mehrere Ankündigungen von Bahnen und Verbünden verheißen sowohl Positives als auch Negatives für die Fahrgäste in Südbrandenburg. Wir haben uns das mal mit der Südbrandenburger Brille angeschaut. Eines lässt sich vorwegsagen: So leer wie auf dem Bild wird es Lübbenau nach dem Fahrplanwechsel nur noch selten aussehen. Denn Lübbenau gehört klar zu den Gewinnern des Fahrplanwechsels.
Dresdener Bahn in Berlin geht in Betrieb
Das jahrzehntelange Warten auf die schnelle Einfahrt der Züge aus Richtung Dresden, Elsterwerda und Doberlug-Kirchhain nach Berlin hat ein Ende. zwischen Berlin Südkreuz und Blankenfelde geht die Anhalter Bahn in Betrieb. Das bedeutet den Wegfall der Umwegfahrt über die Anhalter Bahn und damit eine deutliche Fahrzeitverkürzung auch für Reisende aus Südbrandenburg. Auch die Verbindung des Flughafens BER an des aus Teilen Berlins wird ab Dezember deutlich schneller. Die Fahrzeit zwischen Südkreuz und BER beträgt dann nur noch ca. 15 Minuten.
Anbindung Flughafen BER und neuer RegionalExpress Berlin – Lübbenau
Zum Fahrplanwechsel wird der Flughafen aus Richtung Berlin komplett neu angebunden. Der FEX bekommt einen neuen Linienweg und fährt ab Berlin Hauptbahnhof über Berlin Potsdamer Platz und Berlin Südkreuz zum Flughafen BER. Vom bisherigen FEX-Halt Berlin Ostkreuz fahren künftig die Linien RB24 Eberswalde – Blankenfelde und RB32 Oranienburg – Ludwigsfelde zum Flughafen BER. Die Linie RB22 fährt unverändert im Stundentakt von Potsdam über Golm und den Flughafen BER nach Königs Wusterhausen und hat dort Anschluss an den RE2 Richtung Cottbus. Ebenfalls neu ist der RE20 Berlin Hauptbahnhof – BER – Lübbenau.
Mehr Züge zwischen Berlin und der Spreewald-Region
Der RE20 fährt neu täglich im Stundentakt von ca. 4 bis 21 Uhr zwischen Berlin Hauptbahnhof und Lübbenau mit Stopps an den Bahnhöfen Berlin Potsdamer Platz, Berlin Südkreuz, Flughafen BER, Königs Wusterhausen und Lübben. Einzelne Züge werden mit Halt in Vetschau nach Cottbus verlängert, allerdings mit einem längerem Aufenthalt in Lübbenau. Die Verlängerung aller Züge sowie eine kürzere Reisezeit bis Cottbus scheitern nach wie vor am fehlenden zweiten Gleis zwischen Lübbenau und Cottbus. Gemeinsam mit dem RE2 entsteht für Fahrten zwischen Berlin Hauptbahnhof, Königs Wusterhausen, Lübben und Lübbenau ein ungefährer Halbstundentakt. Die bisherigen Verdichterfahrten des RE2 entfallen im Gegenzug. Zusammen mit den Linien RE2 und RE7 fahren zwischen Berlin und Lübbenau 3 Regionalzüge pro Stunde.
PRO BAHN hatte vorgeschlagen, die Wende- und Wartezeiten des RE20 in Lübbenau dafür zu nutzen, zusätzliche Unterwegshalte in Bestensee, Groß Köris und Halbe aufzunehmen, um der dortigen hohen Nachfrage vor allem in der Hauptverkehrszeit besser gerecht zu werden. Aktuell werden diese Gemeinden nur einmal pro Stunde durch den RE7 bedient mit der Konsequenz täglich voller Züge. Eine Reaktion dazu steht bisher noch aus.
Schneller aus dem Elbe-Elster-Land nach Berlin, aber trotzdem erhebliche Qualitätsverluste
Die Wiedereröffnung der Dresdener Bahn in Berlin ermöglicht unter anderem die direkte Führung der Linien IC17 und RE8 nach Berlin. Das bedeutet einen deutlichen Zeitgewinn. Demgegenüber stehen allerdings einige Hiobsbotschaften, die aus die Freude für viele Fahrgäste schnell in Ärger umschlagen lassen. So meldete der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) am 12. Juni 2025: „VBB-Fahrausweise werden ab dem 14. Dezember 2025 nicht mehr in Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn anerkannt. Das betrifft unter anderem Verbindungen von Berlin nach Prenzlau und Elsterwerda sowie zwischen Potsdam, Berlin und Cottbus.“ Im Klartext entfällt die Nutzbarkeit der IC-Linie Dresden – BER – Berlin – Rostock – Warnemünde mit Tickets des VBB-Tarifs sowie dem Deutschlandticket. Inzwischen ist bekannt, damit ist es noch nicht getan. Doberlug-Kirchhain verliert seinen IC-Halt mit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2025 komplett. Ohne Vorwarnung.
Der VBB hat als Ausgleich für die entfallende Anerkennung von Nahverkehrstickets Ersatzlösungen erarbeitet. Für Elbe-Elster heißt es: „Die Linie RE8 fährt ab Dezember 2025 in den Hauptverkehrszeiten Montag – Freitag stündlich von und nach Elsterwerda; die Direktfahrten von und nach Finsterwalde entfallen im Gegenzug, Umsteigeverbindungen sichern die Verbindung u.a. von Finsterwalde nach Berlin weiterhin ab. Durch die Inbetriebnahme der Dresdner Bahn können die Züge der Linie RE8 zudem beschleunigt werden, so dass der RE8 von Elsterwerda nach Berlin Hbf nur noch rund 1:30 Std. benötigt.“
Klingt erstmal gut, heißt aber übersetzt: Finsterwalde verliert schon wieder die Direktanbindung und darf in Richtung Berlin umsteigen. Wie unsicher das oft ist, haben Fahrgäste in Südbrandenburg in den letzten drei Jahren erfahren dürfen. Anschlussverluste zum Beispiel in Calau zwischen RE10/RB43 aus Finsterwalde und RE7 nach Berlin und umgekehrt gehören schon fast zum Tagesgeschäft. Doberlug-Kirchhain verliert einen 2-stündlichen Intercity-Zugang sowie die Direktverbindung zum Flughafen BER und bekommt je Richtung zwei Züge morgens und drei Züge nachmittags, aber nur Montag bis Freitag und auch nicht an bundesweit einheitlichen Feiertagen. Die tatsächlichen Fahrzeitverbesserungen beim RE8 treten so leider in den Hintergrund.
Internationaler Fernverkehr führt wieder durch die Lausitz
Zu Fahrplanwechsel am 14. Dezember wird es eine neue internationale Intercity-Verbindung für die Lausitz geben. Die polnische PKP Intercity und die Deutsche Bahn führen zwei Zugpaare pro Tag zwischen Leipzig und den polnischen Großstädten Breslau (Wrocław) und Krakau (Kraków) ein. In Deutschland sollen diese Züge in Hoyerswerda, Ruhland, Elsterwerda und Riesa halten.
S4 fährt weiter bis Falkenberg/Elster, aber wie lange noch?
Einigen Wirbel hat es um die Frage gegeben, ob die Linie S4 des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes auch im kommenden Fahrplan noch bis Falkenberg/Elster fährt oder bereits in Torgau endet. Inzwischen ist klar, die S4 fährt auch im Jahresfahrplan 2026 nach Falkenberg/Elster, allerdings in einer neuen Zeitlage. In einigen Fällen zeichnet sich sogar ein Anschluss zur RB43 Richtung Doberlug-Kirchhain, Finsterwalde, Cottbus und Frankfurt/Oder ab, allerdings nicht durchgängig, da die RB43 mal im oberen und mal im unteren Falkenberger Bahnhof startet. Für die Fahrten ab Falkenberg unterer Bahnhof reicht die Umsteigezeit nicht aus, Fahrgäste der S4 können der ausfahrenden RB43 noch winken, mehr nicht. Hier muss eine Lösung gefunden werden, konsequent am oberen Bahnhof zu starten oder besser die S4 auf dem Linienweg der RB43 bis Cottbus zu verlängern. Aktuell ist hingegen noch nicht einmal klar, ob die S4 in einem Jahr überhaupt bis Falkenberg/Elster fährt. Erneut steht der Wegfall des Abschnittes Torgau – Falkenberg/Elster im Raum.
Mehrere Züge in Tagesrandlagen sollen wegfallen
„Damit der Großteil des Angebots auch weiterhin zuverlässig fahren kann, müssen weniger nachgefragte Fahrten reduziert werden – vor allem in den Tagesrandlagen, also am späten Abend, in den frühen Morgenstunden oder am Wochenende,“ so der Wortlaut der Pressemeldung des VBB. Konkret heißt das, Pendler in der Fläche verlieren einzelne Verbindungen in den Tagesrandlagen. Das betrifft dann vor allem Schichtarbeitende.
Betroffen sind folgende Fahrten:
RE13 18079 Mo-Fr 19:50 Cottbus > 20:56 Elsterwerda
RE13 18080 Mo-Fr 20:02 Elsterwerda > 21:08 Cottbus
RB43 18690 Mo-Fr 03:46 Falkenberg/Elster > 04:55 Cottbus
RB43 18696 Sa, So, Feiertag 04:47 Falkenberg/Elster > 05:55 Cottbus
RB43 26095 täglich 23:03 Cottbus > 00:09 Falkenberg/Elster
RB49 18440 täglich 21:16 Falkenberg/Elster > 22:09 Senftenberg
RB49 18441 täglich 21:47 Senftenberg > 22:46 Falkenberg/Elster
Fazit
Für die Spreewaldstädte Lübben und Lübbenau sowie für Königs Wusterhausen bringt der neue RE20 durchaus nennenswerte Verbesserungen. 3 Züge je Stunde nach Berlin sowie neue Direktverbindungen zum Flughafen BER und zu den Berliner Bahnhöfen Südkreuz und Potsdamer Platz sind ein deutlicher Gewinn für die Fahrgäste. Cottbus und die Spree-Neiße-Region profitieren erst nach dem 2-gleisigen Ausbau zwischen Lübbenau und Cottbus davon. Dann soll der RE20 bis Cottbus weitergeführt werden. Immerhin wurde der Auftrag für den zweigleisigen Ausbau jetzt vergeben. Ende 2026 soll Baustart sein und die Strecke für ca. ein Jahr unter Vollsperrung ausgebaut werden. Ab Ende 2027 sollen die Züge auf der dann 2-gleisigen Strecke fahren.
Der im Dezember anstehende Fahrplanwechsel bringt für Cottbus und die Spree-Neiße-Region noch keine Veränderungen, ebenso für den Oberspreewald-Lausitz-Kreis mit Ausnahme von Lübbenau. Zwischen Cottbus und Dresden, Frankfurt/Oder und Görlitz ändert sich abgesehen von den oben beschriebenen Abbestellungen nichts im Fahrplan.
Auf der Haben-Seite steht eindeutig die neue internationale Intercity-Verbindung zwischen Leipzig und den polnischen Großstädten Breslau (Wrocław) und Krakau (Kraków) mit zwei Zugpaaren pro Tag und Stopps in Hoyerswerda, Ruhland, Elsterwerda und Riesa.
Der stark verspätungsanfällige RE7 Dessau – Berlin – Lübbenau – Calau -Senftenberg wird auch im vierten Fahrplanjahr nach Einführung Ende 2022 nahezu unverändert mit einem Fahrplankonzept fortgeführt, welches zu oft völlig aus den Fugen gerät. Hier besteht nach wie vor Handlungsbedarf, ständige große Verspätungen und Anschlussverluste können den zahlreichen Fahrgästen auf dieser Linie nicht bis zum Ende des Verkehrsvertrages im Jahr 2034 zugemutet werden. Hier bedarf es endlich tragfähiger Lösungen.
Der große Verlierer des Fahrplanwechsels ist die Elbe-Elster-Region: Wegfall der Nahverkehrsanerkennung im IC zwischen Elsterwerda, Doberlug-Kirchhain, Flughafen BER und Berlin, Wegfall des IC-Haltes Doberlug-Kirchhain Verlust der Direktverbindung Finsterwalde – Berlin, die aktuell fehlende Perspektive für die S4 ab Falkenberg/Elster und der immer noch nur 2-stündliche fahrende RE4 von Falkenberg/Elster und Herzberg (Elster) Richtung Berlin. Das sind allesamt keine positiven Botschaften für die Nutzer Öffentlicher Verkehrsmittel im Südwesten Brandenburgs. Und auch Botschaften, die das Thema Verkehrswende für die Menschen dort eher auf das Abstellgleis als auf die Überholspur bringen.