Geht es nach Berlins regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey, bekäme Brandenburg mittelfristig seine erste U-Bahn. Unter den in der Berliner Koalition zu Untersuchung festgelegten Strecken hat für sie die Verlängerung der U7 von Rudow zum Flughafen BER Priorität. 80 % der Trasse würden im Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg verlaufen.
SPD-Fachpolitiker aus dem Arbeitskreis Verkehr in Brandenburg und dem Fachausschuss Mobilität in Berlin räumen dieser U-Bahn-Verlängerung hingegen keine Priorität ein und sehen vielmehr ein Projekt mit vergleichsweise geringem Nutzen bei einem hohen Finanzaufwand von rund einer Milliarde Euro. Damit würde das Projekt mit bestehenden i2030-Projekten mit deutlich höherem Nutzen wie z.B. der S-Bahn-Verlängerung nach Dahlewitz und Rangsdorf oder dem Ausbau des Bahnhofes Königs Wusterhausen an der Strecke Berlin – Cottbus um Finanzmittel konkurrieren. Der BER ist bereits heute gut aus Richtung Berlin erschlossen. Mit Eröffnung der Dresdner Bahn kommen 2025 weitere Verbindungen hinzu. 13 Fahrten pro Stunden werden es dann sein. Der Flughafenexpress benötigt künftig über die neue Trasse auf der Dresdener Bahn nur noch 20-25 Minuten bis in das Berliner Zentrum. Damit beschränkt sich der verkehrliche Nutzen der U-Bahn weitgehend auf die Gemeinde Schönefeld und Teile Neuköllns. Die Fachpolitiker sehen hier eine bessere Erschließung mit Bus und Straßenbahn als sinnvoller an. Eine Trassenfreihaltung für eine U-Bahn in langfristiger Zukunft sollte es dennoch geben.
Nach Auffassung von PRO BAHN Lausitz würde das U-Bahn-Projekt auch aus Brandenburger Sicht Finanzmittel binden, die zum Beispiel bei der Erschließung des BER aus Südbrandenburg fehlen könnten. Nach dem Bau der oben genannten U-Bahn-Strecke müssen auch die bestellten Leistungen des U-Bahn-Betriebs bezahlt werden.
Zwar wäre nach dem aktuellen brandenburgischen ÖPNV-Gesetz der Landkreis Dahme-Spreewald für die Finanzierung zuständig. In der Praxis scheint das allerdings vollkommen illusorisch. Diese Kosten kämen mit großer Wahrscheinlichkeit auf den SPNV-Haushalt des Landes zu. Auch hier steht zu befürchten, dass die Mittel für einen dichten U-Bahn-Takt zu Ungunsten anderer Leistungen im Land Brandenburg aufgebacht werden müssten. Gerade für Pendler aus Richtung Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz hat die BER-Anbindung aus Sicht von PRO BAHN Lausitz noch erhebliches Verbesserungspotential.