Was bringt i2030 der Lausitz?

„Die Planungen im Rahmen des Vorhabens „Infrastruktur des Schienenverkehrs in Berlin und Brandenburg – i2030“ beginnen. Die Länder Berlin und Brandenburg werden dafür 2018 voraussichtlich insgesamt sechs Millionen Euro zur Verfügung stellen. Damit werden die umfangreichen Prüf- und Planungsprozesse in zehn Teilprojekten finanziert, die in dem Vorhaben i2030 definiert sind. Projektgruppen sollen die Maßnahmen und Varianten zur Ertüchtigung und zum Ausbau der Eisenbahninfrastruktur analysieren. Daraus sollen Erkenntnisse gewonnen werden, was, wann und wo baulich umgesetzt werden kann und welche Kosten entstehen. Berücksichtigt werden sowohl Aufgabenstellungen für den Regionalverkehr, für die Verlängerung von S-Bahnstrecken, als auch für das S-Bahnnetz insgesamt.“ Die Pressemitteilung des Verkehrsverbundes Berlin Brandenburg (VBB) liest sich recht gut an.

Betrachtet man die Korridore, die im Projekt i2030 untersucht werden, fällt vor allem auf, dass es sich ausschließlich um Projekte im engeren Raum zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg handelt. Auf Grundlage eines Gesamtkonzepts für den Nahverkehr werden Infrastruktur-Varianten in folgenden Korridoren untersucht:

– Berlin-Spandau-Nauen
– Potsdamer Stammbahn
– Prignitz Express/Velten
– Nordbahn/Heidekrautbahn
– RE1
– Berlin-Dresden/Rangsdorf
– Berlin-Cottbus/Bahnhof Königs Wusterhausen

Auf den ersten Blick geht die Lausitz wieder einmal leer aus. Aber einige Projekte haben auch Auswirkungen auf den Süden Brandenburgs.

Der Korridor Berlin-Dresden/Rangsdorf kann durchaus zu einer Beschleunigung des langlaufenden Regionalexpress-Verkehres zwischen Berlin und Elsterwerda führen. Dafür wäre die Verlängerung der S-Bahn von Blankenfelde bis Rangsdorf wichtig. Spätestens nach Umsetzung des RE8b Berlin – Finsterwalde gemäß der aktuell laufenden Ausschreibung im brandenburgischen Regionalverkehr sowie der Fertigstellung der Dresdner Bahn in Berlin sollten auch in Richtung Elbe-Elster spürbare Fahrzeitgewinne im Regionalverkehr umsetzbar sein. Umso unverständlicher, warum der RE8a ab 2022 nur bis Finsterwalde geplant wird und nicht den weiteren regionalen Wachstumskern erschließt, also über Großräschen bis Senftenberg verlängert wird, am besten mit Anschluss zur Regionalbahn Richtung Schwarzheide und Lauchhammer. Dann wären alle 5 Städte des regionalen Wachstumskerns besser an Berlin angeschlossen. Stattdessen ist für die Region Senftenberg weiterhin nur eine langsame Regionalbahn vorgesehen, die dann den Etikettenschwindel-Namen RE7 erhält, aber weiterhin an allen Stationen bis Berlin halten wird. Vor allem im Zusammenhang mit jüngsten Ankündigungen von Brandenburgs Ministerpräsident Woidke, in sieben Jahren einen 20-Minuten-Takt von Cottbus nach Berlin bereitstellen zu wollen, ist die geplante Anbindung der Wirtschaftsregion Senftenberg/Schwarzheide/Großräschen/Lauchhammer nicht verständlich. Wird hier mit zweierlei Maß gemessen?

Ein wichtiges Projekt auch für die Lausitz ist hingegen der Korridor Berlin-Cottbus/Bahnhof Königs Wusterhausen. Im Korridor „Berlin-Cottbus/Bahnhof Königs Wusterhausen“ sind die Planungen zur Beseitigung des eingleisigen Engpasses im Nordkopf des Bahnhofs vereinbart worden. Darüber hinaus wird von der DB Netz AG der Bau eines neuen Kehrgleises für die Linie RB22 im Bahnhof Königs Wusterhausen vorbereitet. Es soll im Dezember 2022 in Betrieb genommen werden. Die Beseitigung des Engpasses Königs Wusterhausen wird sich vor allem auf die Pünktlichkeit der Bahnlinien von Berlin nach Cottbus und Senftenberg auswirken, aber auch freizügigere Planungen ermöglichen. Auch die Gestaltung von Anschlüssen zum Flughafen BER würden nach Bau des angekündigten Kehrgleises für die RB22 sicherer gestaltet werden können.

Am 16. März kündigt des MIL in einer Pressemitteilung außerdem an, dass jetzt ein Vertrag mit der Deutschen Bahn geschlossen werden soll, der die weitere Planung für den Streckenausbau regelt. Mit dem Ausbau sollen die Kapazitäten für den Regional- und Fernverkehr von Berlin nach Cottbus und Breslau erhöht werden. Es bleibt zu hoffen, dass am Ende dieses Projektes die gesamte Strecke Berlin – Cottbus zweigleisig ausgebaut sein wird und der Fahrdraht bis Görlitz verlängert wird. Aber auch zwischen Cottbus und Görlitz sind 2-gleisige Streckenabschnitte erforderlich, will man hier schneller fahren, als bisher.

Wichtig für die Zukunft ist die Erkenntnis, dass nicht nur der Entwicklungsraum rings um Berlin ein besseres Nahverkehrsangebot auf der Schienen benötigt, sondern endlich auch die viel zu langsamen Verbindungen zwischen Brandenburg und Sachsen deutlicher Verbesserungen bedürfen. Vor allem die Nähe zu Dresden als Wirtschaftsmotor wird nach wie vor im Schienenpersonennahverkehr Südbrandenburgs nur mangelhaft abgebildet. Die Reisezeiten auf der Schiene sind nicht im Ansatz konkurrenzfähig mit dem PKW. Hier ist ein länderübergreifenden Projekt ähnlich dem Infrastrukturprojekt i2030 dringend erforderlich.

Weiterführende Links:
PM VBB vom 02.03.2018 zum Infrastrukturprojekt i2030:
http://images.vbb.de/assets/downloads/file/1664144.pdf